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21. April 2024, 11:00 Uhr

Wie gefährlich ist Cannabis? CDU führt in Norden Podiumsdiskussion

„Es ist eine Klatsche ins Gesicht der Polizisten“, sagt Saskia Buschmann (CDU) zu der Cannabis-Legalisierung

Lesedauer: ca. 2min 44sec
Sprachen über die Risiken beim Cannabis-Konsum (v. l.): UGN-Schulleiter Wolfgang Grätz, Saskia Buschmann (MdL), Moderator Thorsten Gießelmann und Psychologin Julia Grote. Foto: Irmi Hartmann

Sprachen über die Risiken beim Cannabis-Konsum (v. l.): UGN-Schulleiter Wolfgang Grätz, Saskia Buschmann (MdL), Moderator Thorsten Gießelmann und Psychologin Julia Grote. Foto: Irmi Hartmann © ish

Werden mehr Leute Cannabis konsumieren, weil es jetzt legal erworben werden kann? Werden mehr Menschen süchtig? Unterschätzen wir die Gefahr, die mit der Droge einhergeht? Fragen über Fragen, auf die Saskia Buschmann (CDU, MdL, Polizeibeamtin a.D.), Julia Grote (psychologische Psychotherapeutin, Fachstelle Sucht, Diakonie Aurich) und Wolfgang Grätz (Schulleiter des Norder Ulrichsgymnasiums) eine Antwort finden sollten. Eingeladen zur Podiumsdiskussion unter der Leitung von Thorsten Gießelmann in den Räumen des Norder Gymnasiums hatte der Fachausschuss Ethik der ostfriesischen CDU sowie deren evangelischer Arbeitskreis.

CDU würde das Gesetzsofort rückgängig machen

Kaum 20 Gäste waren gekommen, um schnell zu registrieren, dass die Politikerin Buschmann klar gegen das seit dem 1. April in Deutschland verabschiedete Gesetz zur Legalisierung von Cannabis ist. „Es ist eine Klatsche ins Gesicht der Polizisten“, sagte sie schon im ersten Statement mit Blick auf ihre langjährigen Kollegen. Das Gesetz sei mit heißer Nadel gestrickt und im Ergebnis sehr löchrig. Gegen Ende der Diskussion wurde sie noch deutlicher. Die CDU in Regierungsverantwortung, sagte sie auf Gießelmanns Frage, würde die jetzt geltende Regelung sofort rückgängig machen. „Das Gesetz ist totaler Irrsinn!“

Mit Julia Grote und insbesondere Wolfgang Grätz hatte sie gleich zwei Gegenspieler. Grote betonte immer wieder: Wichtig sei vor allem Prävention. „Wir müssen mit den Menschen ins Gespräch kommen.“ Die Grundsatzfrage sei doch: „Warum nimmt jemand so etwas?“ Es sei wenig hilfreich, zu stigmatisieren. Durch die neue Regelung nähmen künftig möglicherweise mehr Menschen Hilfe in Anspruch. Als Vergleich zog Grote das Thema Depression heran.

Vor zehn bis 14 Jahren habe es auf einmal geheißen, viel mehr Leute seien depressiv, tatsächlich aber sei die Gesellschaft für das Thema einfach sensibler geworden. Es würden in Zukunft, prognostizierte sie, nicht mehr Menschen drogenabhängig durch die Legalisierung, aber die Abhängigen trauten sich eher aus der Deckung. „Und das ist gut!“ Es gebe wie beim Alkohol keinen gesunden Konsum, aber gleiche Gefahren. Wichtig sei, die aufzufangen, die Unterstützung benötigten. „Ein reines Verbot funktioniert nicht!“

Ähnlich sah es Schulleiter Grätz. Er wollte das Thema gern breiter gefasst sehen: „Wie ist überhaupt der Umgang mit Drogen?“, fragte er in die Runde. Wer an sie herankommen wolle, der bekomme sie auch. Es werde längst gekifft und ja, auch Jugendliche, auch Schüler und Schülerinnen kifften. Es sei deshalb vor allem wichtig, Kinder vorab so zu stärken, dass sie sich nicht darauf einließen. Und wer kiffe, solle es im Zweifel besser auf legalem Weg erhalten und nicht über Dealer, die womöglich gepanschtes Zeug verkauften. Immer wieder zog Grätz als Beispiel Kanada heran, wo Cannabis seit 2018 legalisiert ist. Es seien nicht mehr Menschen süchtig geworden. „Wir spekulieren“, warnte er, vorab zu schlussfolgern. „Wir müssen regelnd eingreifen, das Gesetz geht zumindest in die richtige Richtung.“

Im Grunde hatten alle Redner schon in ihrem Eingangsstatement ihre Positionen deutlich gemacht. Saskia Buschmann war der Überzeugung, dass es auch andere Wege gegeben hätte, regelnd einzugreifen, ihre beiden Kontrahenten nahmen das Thema Drogen insgesamt stärker in den Blick. Grätz beobachtete eine stärkere Verrohung der Gesellschaft, Grote betonte, dass der Konsum von Cannabis nicht der Einstieg in eine stärkere Drogensucht sein müsse. Alle betonten, dass vor allem junge Menschen geschützt werden müssen. Auch aus dem Publikum wurde gewarnt: Schon ein einziger Joint könne, sagte eine Neurologin, Schizophrenie auslösen.

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